SCHLOSS BAELEN ( zu Ruyff - Henri-Chapelle)
Das Schloss besitzt die Eigentümlichkeit, den Namen eines Dorfes (Baelen) zu tragen, aber nicht in der Gemarkung dieses Dorfes zu liegen. Diese augenscheinliche Anomalie rührt daher, dass in der Mitte des 17. Jahrhunderts die Eigentümer des Schlosses "Baelen" auch- die Herren von Baelen waren. Die Benennung "Baelen" half wohl auch, eine Verwechslung mit dem nur 200 m entfernten alten Schloss Ruyff zu vermeiden, liegen doch beide Schlösser, "Ruyff" und "Baelen"' im zu Henri-Chapelle gehörenden Ortsteil Ruyff.
Von der vorbeiführenden Strasse, der "rue du château de Ruyff" ist "Baelen" durch eine grosse Toreinfahrt im Stil Ludwigs XIV. getrennt. Eine kleine Steinbrücke führt über die in früheren Zeiten Schutz bietenden, heute aber trocken gelegten Wassergräben zum Haupteingang, dessen Türsturz die Jahreszahl 1737 trägt.
Die von einem geschlossenen Vorhof umgebene neunachsige Vorderfront des Schlosses bietet einen prächtigen Anblick. Grosse Fenster, prachtvoll eingerahmt im Stile Louis XIII, geben dem Haus ein fürstliches Gepräge. Das Mittelstück ist als Risalit leicht vorgezogen und wird überragt von einem Dreieck-Giebel, der unter einer Krone die reich verzierten Wappen der Familien Pirons und Franquinet trägt.
In der Horizontalen wird die Front sowohl im Parterre wie im Obergeschoss durch die als durchgehende Steinbänder verlaufenden Fenstersockel gegliedert.
Das mächtige Walmdach, dessen First an beiden Enden von einem massiven Kamin überragt wird, birgt zwei Mansardenetagen. Eingerahmt wird das Schloss von vorstehenden, massiven Türmen, deren gedrungenes Mauerwerk in hohen achteckigen Hauben zwiebelförmig endet. Diese beiden Türme sehen sich zwar sehr ähnlich, sind aber nicht vollkommen gleich. Turmhelme dieser Form finden sich nirgendwo sonst im Herzogtum Limburg. Sie erinnern stark an diejenigen der Rathaustürme von Aachen, so wie diese sich Mitte des 19. Jahrhunderts dem Betrachter darboten.
Bei genauerem Hinsehen fallen die Unterschiede ins Auge. Die unterste Baustufe des linken Turms gehört noch dem 15. oder 16. Jahrhundert an. Im 17. Jahrhundert wurde der Turm aufgestockt. Kreuzstockfenster mit Entlastungsbogen sowie einzelne Schiessscharten lassen den ursprünglichen Zustand noch gut erkennen.
Der rechte Turm ist jünger und weist in den beiden unteren Stockwerken Fensteröffnungen im Stil derjenigen des Hauptbaues auf.
Es ist unbestritten, dass das etwa 1737 erbaute Schloss Baelen einen viel älteren Vorgängerbau ersetzt hat. Vermutlich wurden noch vorhandene alte Bauteile in den Neubau integriert. So erklärt sich wohl der Wassergraben an der Nordseite und die Dicke der Innen- sowie der Turmmauern. Es hat wohl eher ein Umbau als ein Neubau stattgefunden.
Leider ist das Schloss durch die in der Zeit der Alexianerbrüder (ab 1875) errichteten Wirtschaftsflügel und Nebengebäude abscheulich verunstaltet worden !
Die Herrschaft von Baelen zu Ruyff war ein Abspliss der alten Herrschaft Ruyff, die 1457 durch Johann Krümmel von Eynatten, Ehemann der Katharina von Schwartzenberg, unter die Kinder dieser Eheleute, die Söhne Johann und Reinhard sowie die Tochter Agnes, aufgeteilt wurde. Dabei erhielt der Sohn Johann das alte Ruyff, während der Tochter Agnes, verheiratet mit Simon Bertolf von Belven, allem Anschein nach das Schloss Baelen zugefallen ist; dieses geht 1530 auf dem Erbwege an deren Sohn Everard von Belven, der Margaretha von Doenraedt heiratete.
Durch Teilungsakt aus dem Jahre 1595 geht die Herrschaft Baelen an Johann Bertolf, den Sohn der vorgenannten Eheleute. Dessen gleichnamiger Sohn wird 1631 mit Baelen belehnt. Seitdem trägt das Schloss auch den Namen dieser Ortschaft.
Johann Bertolf von Belven war verheiratet mit Marie-Isabelle de Haultepenne. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor, die sich 1666 das Erbe teilen, wobei der Sohn Johann Philipp von Bertolf, Kanoniker zu Aachen, das Schloss übernimmt und sich zur Zahlung einer Rente an seine Geschwister verpflichtet. Offensichtlich konnte er jedoch seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen, da "Baelen" 1684 - nach Pfändung - von Johann Nicolaus von Schwartzenberg, einem Schwager des genannten Kanonikers und verheiratet mit dessen Schwester Maria Philippina von Bertolf, übernommen wurde.
1690, - unter welchen Umständen ist unbekannt - geht "Baelen" in den Besitz des Barons von Haultepenne, des Herrn der Herrschaft Baelen, über. Ihm folgt 1722 Baron Johann-Christoph Bertolf von Belven, ebenfalls Herr der vorgenannten Herrschaft.
1737 wird das Haus mit der Hälfte des Grundbesitzes beschlagnahmt und durch den Vervierser Fabrikanten Jacques-Antoine Pirons (1685-1757) erworben. Er wird 1738 mit Baelen belehnt. Der neue Besitzer gab dem Haus das Aussehen, das es bis zur Übernahme durch die Alexianerbrüder im 19. Jahrhundert behielt.
Jacques-Antoine (de) Pirons und seine Ehefrau Marguerite de Franquinet hatten einen Sohn, Lambert-François (1728-1794), der Ritter des Hl. Römischen Reiches war und sich "de Pirons de Baelen" nannte. Nach dem Tode seines Vaters erbte dieser den Besitz. In erster Ehe heiratete er 1753 Marie-Adélaïde-Henriette de Lavaux des Brassines, in zweiter Ehe die Baronin Olympe-Christine Ald. de Flötte.
Schloss und Grundbesitz Baelen gingen an die 1754 geborene Tochter aus erster Ehe, Marie-Henriette-Béatrix de Pirons de Baelen. die 1779 Joseph-Henri-Lambert-Marie d'Othée de Limont geheiratet hatte. Die junge Frau starb schon im folgenden Jahre, nur wenige Tage nach der Geburt eines Sohnes, dem die Eltern den Namen Léon-Lambert-Laurent M.-J. d'Othée gegeben hatten. Dieser starb jedoch schon im Alter von 20 Jahren, so dass Baelen an den Vater zurückfiel, der 1785 in zweiter Ehe de Baronin Marie-Hélène-Benardine de Baré heiratete und diese zu seiner Erbin einsetzte.
1807 heiratete diese Baronin in zweiter Ehe den Baron Maximilien-Charles-Joseph de Villenfagne. Etwa 1817 verkaufte sie ihren gesamten Besitz in Ruyff an die Eheleute M. B. A. Henri-Joseph Poswick und Marie-Thérèse Franck.
Es wechseln die Besitzer in recht schneller Folge: 1827 gehört "Baelen" dem Grafen Ferdinand de Hamal. Durch Verkauf geht das Schloss 1836 an Albert-E. de Lognay und dessen Ehefrau, die Baronin Maximilienne de Foullon; 1857 an die Witwe Michiels geb. Agnes Lysens; 1866 an Ferdinand Mevis aus Jodoigne; 1872 an die Dortmunder Fabrikanten Ad. Brinkmann und Friedrich Semler und schliesslich,
1875, an die Alexianerbrüder aus Aachen. Diese bauen den alten Herrensitz zu einer psychiatrischen Klinik um.
+ in unserer Rubrik FOTOS
Seitdem haben sich im Laufe der Jahre eine Anzahl moderner Neubauten um das Schloss gruppiert. Sie stehen in krassem Gegensatz zu dem prächtigen Bauwerk der Vergangenheit. Doch vielleicht heiligt hier der Zweck die Mittel.
Sources: "LES DELICES DU DUCHE DE LIMBOURG de Guy POSWICK" - (1951).